Kunstreise nach Oberbayern des Kunstvereins Aalen vom 27. bis 29. April 2018

Ziele dieser Kunstreise, die als flankierende Veranstaltung zur aktuellen Ausstellung zum 100. Geburtstag von Lothar Günther Buchheim im Kunstverein Aalen konzipiert wude, waren Museen in München mit den Werken seiner Favoriten als Sammler, sowie das
Buchheim-Museum Bernried mit dem benachbarten Franz Marc – Museum in Kochel am See und dem Gabriele Münter – Haus in Murnau, der Geburtsstätte des “Blauen Reiter“.
Zunächst bot das Lenbachhaus in München mit seiner Präsentation des “Blauen Reiter“ einen Überblick von Werken der Mitglieder dieser Künstlergruppe: Wassily Kandinsky, Gabriele Münter als Gründer des “Blauen Reiter“ und ihrer Weggenossen Franz Marc, August Macke, Alfred Kubin, Paul Klee, Marianne von Werefkin, Alexej Jawlensky sowie Heinrich Campendonk.
Alle waren in der ersten Ausstellung des “Blauen Reiter“ 1911 in der Münchener Galerie Thannhauser vertreten und wurden mit sehr geteilter Meinung aufgenommen, was uns heute unverständlich erscheint. Mit der Einstufung ihrer Kunst und ebenso der Künstlergruppe “Brücke“ (s. u.) als „entartete Kunst“ durch die Nationalsozialisten 1937 wurde ein Tiefpunkt deutscher Kulturgeschichte markiert. Im toskanischen Ambiente des Lenbachhauses und seit 2013 auch im Erweiterungsbau des Architekten Foster war der Rundgang durch die Ausstellung ein Genuss besonderer Art.

In der “Pinakothek der Moderne“, einem Museumsbau aus Beton mit einer großzügigen Eingangsrotunde unter scheinbar schwebender Kuppel in 25m Höhe, sind insgesamt drei bedeutende Museen angesiedelt, von denen wir nur die Bayrischen Staatsgemäldesammlungen besuchten. Hier war ebenfalls eine bedeutende Anzahl von Werken der “Blaue Reiter“ – Gruppe zu sehen. Berühmte Arbeiten der klassischen Moderne beeindruckten. Darüber hinaus die Werke der Moderne bzw. Gegenwart von Joseph Beuys über Georg Baselitz bis Gerhard Richter und Anselm Kiefer. Letztere beiden befassten sich besonders mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Dementsprechend waren die Werke von großem Ernst und auch
bedrückend.

Am Abend wechselten wir nach Bernried am Starnberger See und bezogen für zwei Übernachtungen das Hotel “Seeblick“. Beim abendlichen Gang durch Bernried wurde die Buchheim-Grabstätte an der Klosterkapelle besucht.
Im “Museum der Phantasie“, dem Buchheim – Museum, wurde zunächst eine biografische Ausstellung zum 100. Geburtstag Buchheims besichtigt. Zusätzlich waren Teile vom Interieur des inzwischen abgerissenen Wohnhauses von L.G. Buchheim und seiner Frau Diethild hinübergerettet worden, die sich naturgemäß nicht zu einem Ganzen fügten, aber die vielen Facetten des Künstlers, Sammlers, Schriftstellers (“Das Boot“(1973) in 18 Sprachen übersetzt; Verfilmungen, erstmalig 1981) und Verlegers L.G. Buchheim beleuchteten. Die aktuelle Ausstellung war den Malern der Künstlergruppe “Brücke“ gewidmet: Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluf, Max Pechstein, Otto Mueller, Cuno Amiet und Emil Nolde, letzterer war nur kurze Zeit Mitglied in der Gruppe. Der Titel “Brückenschlag: Gerlinger – Buchheim“ beinhaltete die Zusammenführung (als Leihgabe) einer 1200 Werke umfassenden Sammlung der Brücke-Maler des Würzburgers Hermann Gerlinger mit der Sammlung von L.G. Buchheim im März 2017, sodass jetzt über 2000 Werke der Brücke -Gruppe sich im Buchheim -Museum befinden. Dementsprechend einmalig war die Auswahl der ausgestellten, wohlbekannten Bilder.
Der Nachmittag wurde zu einem erholsamen Spaziergang durch die sonnige Frühlingslandschaft am Starnberger See genutzt zum Schloss Höhenried, erbaut 1937-1939 von der Brauersdynastie Busch – Anheuser, die nach Auswanderung in die USA (um 1850) durch das Know-how über das deutsche Lagerbier zu Reichtum gekommen waren, sich auf ihre Wurzeln besonnen hatten und ein großes Areal am Starnberger See erwarben. Die Baugenehmigung für das Schloss wurde im Tausch gegen einen Hausbesitz in München, da wo das Haus der Deutschen Kunst erbaut werden sollte, erwirkt.

Der letzte Tag war mit dem Besuch des Franz Marc – Museums in Kochel am See und des Gabriele Münter – Hauses in Murnau ganz der Künstlergruppe “Blauer Reiter“ gewidmet. Im Franz Marc – Museum überzeugte eine Paul Klee – Ausstellung mit dem Titel “Landschaften – eine kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis“. Entsprechend den erläuternden Texten an den Wandflächen „durchquerten wir einen ungepflügten Acker“ und Herr Elmer zog die Furchen.

Im anschließend besuchten Gabriele Münter – Haus in Murnau scheint die Zeit still zu stehen, doch der Geist Gabriele Münters und Wassily Kandinskys ist spürbar. Sie sind „eben mal weg“, ihre Kunst ist gegenwärtig, der “Blaue Reiter“ lebt.

Dr. Harald Issel

Fotografien: Christian Boelcke & Dr. Harald Issel