Alles Liebe!

Künstlerinnen: Dr. Konstanze Caysa, Stephanie Dost, Franziska Guetller, Justyna Koeke, Mandy Kunze, Kathrin Landa, Corinne von Lebusa, Carina Linge, Patricia Morasan, Lucie Reichmayr, Claudia Rößger, Rosi Steinbach, Alex Tennigkeit, Julia Zorkovska

Bis zum 17. November zeigt der Kunstverein Aalen in seinen Räumen im
Alten Rathaus am Marktplatz die Ausstellung „Alles Liebe!“. Die
Ausstellung präsentiert die Positionen von 14 Künstlerinnen zum Thema
Liebe. Allesamt gehören sie einem Leipziger beziehungsweise Berliner
Künstlerinnennetzwerk an. Zusammengestellt hat die Ausstellung die
Leipziger Galeristin Lu Potemka, mit welcher der Kunstverein Aalen seit
2022 kooperiert.
„So eine Ausstellung ist bitter nötig, wenn man sieht, wie die Menschen
heute miteinander umgehen und wie reißerisch alles ans Licht gezerrt
wird.“ Die Äußerung einer Besucherin in der neuen Ausstellung „Alles
Liebe!“ im Kunstverein Aalen trifft die Absicht der Werkschau ziemlich
gut: nämlich die ganze Bandbreite, die in dem Begriff Liebe steckt,
aufzuzeigen, abseits aller kommerzionalisierten „Renner“ wie der
romantischen Liebe oder der Pornografie, die in der Ausstellung aber
natürlich ebenso als Themen vertreten sind. Leichte, quasi im
Vorübergehen aufnehmbare Kost bietet der Kunstverein damit freilich
nicht. Man sollte schon eine gewisse Portion Zeit mitbringen, um sich in
die insgesamt 81, teilweise auch sehr subtilen Arbeiten der 14
ausstellenden Künstlerinnen hineinzuvertiefen. Einschließlich des
philosophisch-ethischen Leitfadens zum Begriff der Liebe, der die
Ausstellung textlich begleitet und ordnet.
Wer die gezeigten Arbeiten von Konstanze Caysa, Stephanie Dost,
Franziska Guetller, Justyna Koeke, Mandy Kunze, Kathrin Landa,
Corinne von Lebusa, Carina Linge, Patricia Morasan, Lucie Reichmayr,
Claudia Rößger, Rosi Steinbach, Alex Tennigkeit und Julia Zorkovska
zunächst nur unter dem Aspekt der künstlerischen Techniken und
Ausdruckweisen auf sich wirken lässt, stößt schon hier auf eine
ungeheure Vielfalt. Bleistift- und Kugelschreiberzeichnungen,
Tuschebilder oder Arbeiten mit Acryl und Eitempera auf Leinwand stehen
neben hochwertigen Fotodrucken, lebensgroße glasierte und bemalte
Keramikbüsten neben fast schon an Rubens erinnernden Öl- und
Acrylgemälden, Installationen und Videos neben zarten Mischtechniken.
Vielfalt herrscht auch bei den Bildformaten – von der kleinen, feinen
Zeichnung bis hin zur furiosen, raumfüllenden „Transformation“ im
großen Raum im ersten Obergeschoss.
Nicht wenige der Arbeiten haben autobiografische Wurzeln und
Hintergründe, schöne und erfreuliche, aber auch bedrückende und
belastende. Und in allen Fällen habe sich die Künstlerinnen das, was sie
– positiv wie negativ – bewegt, gewissermaßen von der Seele gearbeitet.​
Mandy Kunze und Katrin Landa die Porträts ihrer eigenen Kinder ebenso
wie Rosi Steinbach die beeindruckenden Porträtbüsten von
Künstlerkolleginnen und -kollegen, deren Leben und Schaffen wichtige
Inspirationen dafür waren. Nicht weniger beeindruckend die begehbare –
man darf sich sogar ausdrücklich in sie hineinlegen – Installation
„Busentempel“ von Justyna Koeke.
Neben diesen und weiteren autobiografischen Spuren stößt man in der
Ausstellung auf bildnerische Zitate aus der Kunstgeschichte – „Die
Badende von Valpençon“ von Jean Auguste Dominique Ingres etwa –
ebenso wie auf Schwarz-Weiß-Fotos bekannter Filmliebespaare aus den
1950er- und 1960er-Jahren, in Collagen umringt von Blumen und
Schmetterlingen nicht im Bauch, aber im Bild. Und auf das Titel- und
Plakatbild der Ausstellung, eine aus nackten Menschenkörpern gebildete
Pyramide. Erst hier stellt man fest, dass das Motiv ein Ausschnitt aus
einem Video von Lucie Reichmayr ist, das offenbart, dass die Menschen
in ihrer „Aufhäufung“ laut hörbar und auch sichtbar atmen.
Drei Jahre lang hat die Leipziger Galeristin Lu Potemka die Ausstellung
„Alles Liebe!“ konzipiert, im engen Zusammenspiel mit den
Künstlerinnen, deren Arbeiten sie seit Langem begleitet. Für sie ist
daraus eine spannende Schnittstelle aus Philosophie und Kunst
entstanden, wie sie auch bei der Eröffnung der Ausstellung sagte. Die
„Archetypen der Liebe“, wie sie es nannte – die Romantische Liebe, die
Caritas als mitfühlende Liebe, die Liebe zur Schöpfung und Natur, die
Mutterliebe, der Eros, die platonische Liebe oder die Liebe über den Tod
hinaus – begleiten die Besucherinnen und Besuchern mit den
entsprechenden Schlagworten, aber auch mit erläuternden Texten durch
die Ausstellung und helfen so, das Gezeigte einzuordnen und die
philosophisch-ethischen Hintergründe näherzubringen.
Als einen möglichen Leitfaden durch die Ausstellung sah die Künstlerin
und Philosophin Konstanze Caysa bei der Vernissage den
philosophischen Begriff des Eros, der – abstammend von Mangel und
Fülle zugleich – das auch dämonische Streben nach irdischer Einheit
beschreibe, beruhend auf der „Ur-Tragödie, dass aus einem zwei
werden“, wie sie sagte.
Info:

Vernissage 20.Sept 2024 – 19 Uhr
Ausstellungsdauer 21. September 2024 – 17. November 2024